OFTERDINGEN. Flammeninferno am Mittwochmorgen. Wieder einmal hat es auf dem Speidel-Hof in Ofterdingen gebrannt. Erneut ist das Feuer in einen Großbrand ausgeartet. In unschöner Regelmäßigkeit war das landwirtschaftliche Anwesen am südlichen Ortsrand ein Raub der Flammen. Zuletzt 2010. Damals stellte die Firma noch Stroh- und Heugebinde für den Zoofachhandel her. Mittlerweile hatte der Familienbetrieb auf die Produktion von hochwertigem Pferdefutter sowie selbsterzeugtem Belüftungsheu umgestellt und eine Reitanlage angebaut.
Beim Brand, der kurz nach 6.30 Uhr entdeckt worden war, kamen keine Tiere zu Schaden. »Wir haben sofort damit begonnen, die Pferde ins Freie zu bringen und dann erst die Löschleitungen gelegt«, so Ofterdingens Kommandant und Gesamteinsatzleiter Matthias Gäbele. Die Wehrleute retteten rund 20 Pferde aus ihren Stallungen, weitere zehn wurden von Mitarbeitern des Hofes aus dem Gefahrenbereich gebracht und später auf einer Wiesenkoppel gesammelt, wo die Besitzer im Laufe des Vormittages ihre Pferde versorgten. Die Pferde sind jetzt obdachlos, konnten aber in Ställen auf umliegenden Reiterhöfen untergebracht werden. Die Solidarität der Stallbesitzer sei groß, hieß es.
Noch vor dem Eintreffen des ersten Löschfahrzeuges der Ofterdinger Wehr stand die große Lagerhalle im Vollbrand. Da war schon klar, dass die Gebäude nebst den angebauten Pferdekoppeln nicht zu retten sind. Zur direkten Brandbekämpfung rückten die Wehren aus Mössingen, Nehren und Bodelshausen nach. Auch aus Hechingen, Rottenburg und Tübingen - eine zweite Drehleiter - wurden Kräfte ins Steinlachtal geordert. Rund 30 Pferde konnten unverletzt gerettet werden.
Bei der Rettung zogen sich zwei Helferinnen Rauchgasvergiftungen, zwei Feuerwehrleute Brandverletzungen zu. »Die Hitzeabstrahlung war so stark, dass sie leichte Verbrennungen erlitten«, so Mössingens Feuerwehrsprecher Patrick Flammer. Die Betroffenen konnten aber nach entsprechender Behandlung wieder die Klinik verlassen.
Zur Hochphase der Löscharbeiten waren rund 200 Helfer im Einsatz. Der Großteil Feuerwehrkräfte, dazu zahlreiche Kräfte des THW-Ortsverbandes Ofterdingen und Fachdienste. Dazu der DRK-Rettungsdienst, die DRK-Bereitschaften Mössingen-Ofterdingen, Bodelshausen, Nehren/Gomaringen, Kirchentellinsfurt-Kusterdingen, Hirrlingen und Ammerbuch. Anfangs erschwerte kalter Dauerregen, der dann in Schneetreiben überging, die Löscharbeiten.
Zur direkten Brandbekämpfung rückten die Wehren aus Mössingen, Öschingen, Nehren und Bodelshausen nach. Auch aus Hechingen, Rottenburg und Tübingen – ein Löschzug mit einer zweiten Drehleiter – wurden Kräfte ins Steinlachtal geordert. Zusätzlich zum Löschwasser aus dem Hydrantennetz, musste die Steinlach angezapft werden. Dazu wurden von der Bodelshausener Wehr zwei Leitungen aus der rund 300 Meter entfernten Steinlach durch das Gewerbegebiet gelegt. Um die Versorgung zwischenzeitlich aufrechtzuerhalten, wurden zwei Abrollbehälter Wasser der Feuerwehren aus Hechingen und Derendingen bereitgestellt. Die je rund 7.000 Liter fassenden Tankbehälter dienen als Pufferspeicher. Um für weitere Einsätze im Steinlachtal Kräfte zur Verfügung zu haben, wurden die Wehren von Belsen, Talheim und Gomaringen zurückgehalten.
Brandursache noch unklar
Nachdem sich ein Polizeihubschrauber einen Überblick über die Brandstätte verschafft hatte, konnte die Sondereinheit Drohnen der Rottenburger Wehr die Glutnestersuche starten.
Mit schwerem Gerät wurden die vielen Tonnen an Heu- und Strohresten vom THW auf landwirtschaftliche Fahrzeuge verladen, die diese auf eine Wiese fuhren, wo sie von der Feuerwehr Nehren abgelöscht wurden. Eine Arbeit, die – mit Nachtwache – bis in den Donnerstag andauern wird.
Schaden geht in die Millionen
Momentan noch unklar ist die Brandursache. Mehrere Experten des Kriminalkommissariats Tübingen haben ihre Ermittlungen aufgenommen. Sicher ist, dass sich die Flammen in der großen Lagerhalle in der mit Heustaub vermischten Luft explosionsartig ausdehnten. Noch vor dem Eintreffen des ersten Löschfahrzeuges stand die Halle, an denen die Pferdestallungen und ein Strohlager angrenzen, im Vollbrand. Da war Einsatzleiter Gäbele schon klar, dass er Verstärkung benötigt, um ein Übergreifen der Flammen auf Nachbargebäude zu verhindern. Die Bedachungen mit der Photovoltaikanlage stürzten in sich zusammen. Die angebauten Pferdekoppeln wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Nach Schätzungen der Polizei ist bei dem Feuer ein Millionenschaden entstanden.
Die Löscharbeiten wurden von der Sondereinheit Drohnen der Rottenburger Wehr unterstützt, ebenso verschaffte sich ein Polizeihubschrauber ein Lagebild des Brandes. Aufgrund der zahlreichen Brandstellen im Heu wird die Bekämpfung noch den ganzen Tag andauern. Aufgrund der starken Rauchentwicklung werden Anwohner gebeten, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Ein entsprechender Hinweis wurde auch über eine WarnApp veröffentlicht. Nach derzeitigem Stand erlitten zwei Feuerwehrleute im Zuge des Löscheinsatzes Verletzungen. Der Rettungsdienst brachte sie in eine Klinik. Auch zwei freiwillige Helferinnen wurden mit Verdacht einer Rauchgasintoxikation in ein Krankenhaus eingeliefert. (GEA/pol)