Geschichte

hw titel galerie 20 jahre deutsche einheit

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Alljährlich schauen viele ganz neidisch über den großen Teich, wenn im Kodak Theatre in Hollywood die Oscars verliehen werden. Wenn im Blitzlichtgewitter internationale Stars auflaufen und schöne Frauen noch schönere Roben tragen. Da feiert sich die US-Medienszene selbst. Und bei uns? Gab und gibt es die Bambi-Verleihungen, auf denen deutsche Stars ganz wichtig tun. Und ja: Dort ist auch immer ein roter Teppich ausgerollt. Aber so richtig angemessen war der Tanz ums goldene Rehkitz ja nie. Das ist mit der Goldenen Henne anders geworden. Dieser vom Mitteldeutschen Rundfunk, Radio Berlin-Brandenburg und von der Super-Illu gestiftete Preis ist so ehrlich wie ein Goldbroiler: Die Zeremonie ist nicht überkandidelt und die Auszeichnung gibt’s für harte Leistung. In diesem Jahr beispielsweise für die Scorpions und ihren »Wind of Change«, für die alten DDR-Rocker von den Puhdys oder Andrea Kiewel. Kiewel? Die Kiewel? Ja, genau die! Die Moderatorin, die für die Weight-Watchers Schleichwerbung gemacht haben soll und die als »Kiwi« in der Super-Illu, dem Zentral-Organ des Ostens, eine regelmäßige Kolumne mit beliebigem und sinnfreiem Text füllt. Na ja, da scheint die Goldene Henne beim Bambi angekommen zu sein. Auch ein Zeichen für eine geglückte Wiedervereinigung. (ski)
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Der Mauerfall und alles, was danach kam, bedeutete nichts Gutes für das einstige DDR-Fernsehen. Die meisten Sendungen verschwanden auf Nimmerwiedersehen in den Archiven - bis auf wenige Perlen wie das Ost-Sandmännchen oder die Krimiserie »Polizeiruf 110«, die sich wacker gehalten hat und selbst von »Tatort«-Junkies aus den alten Bundesländern nicht verschmäht wird. Gleiches gilt für einige Überlebende des Ost-Fernsehens, von denen hier stellvertretend Inka Bause genannt werden soll. Der gigantische Erfolg der RTL-Serie »Bauer sucht Frau« basiert schließlich auf der Symbiose von westdeutscher »Quote-um-jeden-Preis«-Mentalität mit bodenständigem ostdeutschem Charme. Inka Bause, die lustige Leipzigerin, die beim spannenden Scheunenfest rassige Rinderwirte mit vitalen Verkäuferinnen zusammenbringt: Bei der nächsten Staffel werden wir daran denken, dass uns ohne die Wiedervereinigung womöglich Vera Int-Veen als »BSF«-Moderatorin geblüht hätte. Das wäre nicht gut gegangen. (sä)
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Für die Wiedervereinigung sollte nicht zuletzt der westdeutsche Fußball dankbar sein, hat sie doch mit einem Schlag die Angst vor der Wiederkehr einer sehr dunklen Stunde beseitigt. Damals, 1974, standen bekanntlich in der Vorrunde der Fußball-WM zum ersten und einzigen Mal in der Geschichte die hoch bezahlten Profi-Kicker aus dem Westen den vermeintlichen Underdogs aus dem Osten gegenüber. Dass der Sozialismus den Kapitalismus dank Jürgen Sparwassers Tor (im Bild) mit 1:0 besiegte, hätte durchaus ein nationales Trauma werden können. Zum Glück wurde die Bundesrepublik 1974 trotzdem noch Weltmeister. Und seit der Wende fürchtet nicht mehr der Westen die Ost-Kicker, sondern das vereinte Fußball-Deutschland die Italiener und Spanier. (sä)
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Mal ehrlich: Bonn war nie wirklich cool. Bonn war eine Notlösung. Mit Berlin als Hauptstadt glänzen wir wieder - auch international. Von den geschichtsträchtigen Gemäuern mal ganz abgesehen: Könnten Leute wie Angelina Jolie oder Robbie Williams in Bonn standesgemäß über rote Teppiche laufen? Eben. Ein Walk of Fame in Bonn? Hilfe! Eine Fanmeile zum Empfang des Fußball-Weltmeisters Deutschland im Jahr 2014 - in Bonn? Geht gar nicht. Sie kann einem schon leidtun, die ehemalige Hauptstadt, die immer solide und adrett war, aber halt auch ein bisschen langweilig. Berlin ist schlampiger, aber dafür sehr sexy - weshalb es nicht schwer fiel, sich von Bonn zu trennen. Allerdings kassiert die Ex ziemlich viel Unterhalt. Wir wollen lieber nicht auf den Euro genau wissen, was es die vereinten Steuerzahler kostet, dass die meisten Bundesbehörden einen Sitz sowohl in Berlin als auch immer noch in Bonn haben. (sä)
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Es kann den damals regierenden Kommunisten einfach nicht gefallen haben, dass rotes Licht im Verkehr immer und überall »Halt!« bedeutet. Schließlich wähnten sie sich ja als die Bannerträger der Fortschrittlichkeit. Vielleicht ist das der Grund, dass sie in ihrer Deutschen Demokratischen Republik 1978 den Grünpfeil einführten. Der erlaubt auch ein Fortkommen bei »Rot« - wenigstens wenn einem gerade kein anderer Automobilist, Radler oder Fußgänger quer kommt. Dass man bei Grünpfeilen nicht links, sondern nur rechts abbiegen darf, passte zwar nicht in die östliche Ideologie, verhinderte aber unschöne Effekte in den Unfallstatistiken. Nach der Wiedervereinigung sollten die Grünpfeile auf dem Gebiet der dann ehemaligen DDR eigentlich abgeschafft werden. Aber erstens kamen die neuen Bundesbürger mit dem Abbauen nicht nach und zweitens formierte sich Widerstand in den neuen deutschen Ostländern. Kaum in der Freiheit des Westens angekommen, war den Sachsen und Preußen einfach nicht zu vermitteln, dass sie sich die Freiheit der freien Fahrt für freie Bürger nun nehmen lassen sollten. Stattdessen wurden bald auch im Westen massenhaft Grünpfeile an Ampelanlagen geschraubt, auf dass sich der Verkehr beschleunige. Da aber hierzulande nicht nur vereinzelte Trabbis und Wartburgs vorbeizuckeln, sondern lauter flotte Flitzer mit gestressten Lenkern über die Kreuzungen huschen, haben sich die Grünpfeile nicht überall bewährt. Wo es ein paar Mal gekracht hat, werden sie nun nach und nach wieder abgeschraubt. (eks)
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Es gab eine Zeit, da waren Kinder völlig verrückt nach politisch ganz und gar unkorrekten Mohrenköpfen. Und es gab eine Zeit, da gab es diese herrlich süßen, herrlich cremigen kleinen Bollen nur in Bäckereien. Dort wurden sie einzeln verkauft, und Kinder bekamen sie beileibe nicht jeden Tag. Diese Zeiten sind seit vielen Jahren vorbei. Irgendwann gab's keine Mohrenköpfe mehr, sondern nur noch Schokoküsse, die es in Neuner-Gebinden im Supermarkt zu kaufen gab. Und jedes Kind kannte den Werbespruch (»Mann, sind die Dickmann«) bald auswendig. Was für die Westler diese Schokoküsse, waren für Ostdeutsche Schaumküsse aus Grabow - die es mittlerweile überall zu kaufen gibt. Äußerlich ganz ähnlich unterscheiden sie sich jedoch in den inneren Werten: Als da wären Süße, Knusprigkeit des Waffelbodens, Cremigkeit der Füllung und Dicke der umhüllenden Schokolade. Und so schwören viele Kenner mittlerweile auf die ostdeutsche Variante. Aber Obacht: Das ist noch lange kein Grund, ostalgisch zu werden und fortan nur noch Rotkäppchen-Sekt und Schierker Feuerstein zu trinken! (ski)
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Es gab eine Zeit, da waren Kinder völlig verrückt nach politisch ganz und gar unkorrekten Mohrenköpfen. Und es gab eine Zeit, da gab es diese herrlich süßen, herrlich cremigen kleinen Bollen nur in Bäckereien. Dort wurden sie einzeln verkauft, und Kinder bekamen sie beileibe nicht jeden Tag. Diese Zeiten sind seit vielen Jahren vorbei. Irgendwann gab's keine Mohrenköpfe mehr, sondern nur noch Schokoküsse, die es in Neuner-Gebinden im Supermarkt zu kaufen gab. Und jedes Kind kannte den Werbespruch (»Mann, sind die Dickmann«) bald auswendig. Was für die Westler diese Schokoküsse, waren für Ostdeutsche Schaumküsse aus Grabow - die es mittlerweile überall zu kaufen gibt. Äußerlich ganz ähnlich unterscheiden sie sich jedoch in den inneren Werten: Als da wären Süße, Knusprigkeit des Waffelbodens, Cremigkeit der Füllung und Dicke der umhüllenden Schokolade. Und so schwören viele Kenner mittlerweile auf die ostdeutsche Variante. Aber Obacht: Das ist noch lange kein Grund, ostalgisch zu werden und fortan nur noch Rotkäppchen-Sekt und Schierker Feuerstein zu trinken! (ski)
Foto: dpa
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