KAILUA-KONA. Die Nachricht von der schmerzvollen Absage des legendären Ironman im Februar auf Hawaii erreichte die deutschen Champions zu nachtschlafender Zeit.
»Ich bin natürlich sehr traurig darüber«, sagte Titelverteidigerin Anne Haug der Deutschen Presse-Agentur, »aber die Entscheidung ist in Anbetracht der aktuellen Situation mehr als nachvollziehbar.«
Zeitgleich mit der Pressemitteilung landete per persönlicher Mail in der Nacht auf Mittwoch die Absage wegen der Coronavirus-Pandemie in den Postfächern der Athletinnen und Athleten. Das böse Erwachen kam am Morgen. »Wir waren hoffnungsvoll, dass wir unsere Athleten, deren Familien und Fans für diese Veranstaltungen willkommen heißen können, aber der andauernde Einfluss der Pandemie macht das unmöglich«, sagte Ironman-Chef Andrew Messick.
Nach einer Verschiebung war das Kultrennen über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen vom 10. Oktober für den 6. Februar 2021 neu angesetzt worden. »Mit schwerem Herzen« wurde nun die Absage mitgeteilt. Seit der Premiere des Rennens auf Hawaii 1978 ist es das erste Mal. Auch die WM 2020 über die halbe Ironman-Distanz wird nicht stattfinden. »Es ist hart, diese Entscheidung im Juli zu treffen, aber das bringt die notwendige Klarheit für Athleten, Gastgeber und Partner«, betonte Messick.
Titelverteidiger Jan Frodeno hatte sich bereits bei der Verschiebung im Mai kritisch geäußert und eine Absage nahegelegt. »Das macht es irgendwann ein bisschen albern, einen Februar-Weltmeister und einen Oktober-Weltmeister zu haben«, hatte er betont.
Ein Problem waren auch die Qualifikationskriterien, obwohl sie die Organisatoren in der Folge anpassten. Durch die globale Ausbreitung des Coronavirus fanden in diesem Jahr noch keine Ironman-Rennen statt, zuletzt wurde auch der zunächst in den September verschobene Ironman Hamburg abgesagt, die EM in Frankfurt gab und gibt es in diesem Jahr auch nicht.
Dennoch hatten Frodeno & Co die Trainingspläne bereits nachjustiert und mit der Vorbereitung auf den Höhepunkt und Klassiker im Triathlon Anfang kommenden Jahres begonnen. Ex-Weltmeister Sebastian Kienle stürzte dabei neulich allerdings mit dem Rennrad und zog sich einen Schlüsselbeinbruch zu, seinen geplanten Start bei einem Rennen in Davos Ende August hat er allerdings noch nicht abgesagt.
Kienle (36 Jahre) gewann 2014 auf Hawaii und leitete damit eine deutsche Ära im Ziel von Kailua-Kona ein. 2015 und 2016 holte sich Frodeno (38) den WM-Titel, ehe danach Patrick Lange (33) zweimal nacheinander gewann. Im Oktober 2019 kehrte Frodeno auf den Thron zurück. Bei den Frauen sorgte Haug (37) für den ersten deutschen Triumph. Sie hofft zumindest noch auf kleinere Wettkämpfe in diesem Jahr in Deutschland, »um die antrainierte Form unter Beweis zu stellen«.
Allen Athletinnen und Athleten bleibt letztlich nichts anderes übrig, als auf die WM im Oktober 2021 zu hoffen. »Wir werden es aushalten und freuen uns auf den Tag, wenn die größten Profis und Altersklassen-Triathleten zur Krönung der Weltmeister zusammenkommen«, versprach Ironman-Boss Messick. (dpa)
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