REUTLINGEN. Die Profi-Fußballer, die beim SSV Reutlingen, VfL Pfullingen, der TSG Tübingen und anderen in Vereinen aus der Region ihre Karrieren gestartet haben, haben höchst unterschiedliche Halbserien hinter sich. Während die einen wie Marvin Pieringer und Benjamin Goller durchgestartet sind, spielen andere bei ihren Clubs keine Rolle mehr oder stehen sogar vor dem Karriere-Ende. Eine Übersicht, wie sich »unsere« Spitzenfußballer im vergangenen halben Jahr geschlagen haben.
Thilo Kehrer, Paris St. Germain
Ende August stand Thilo Kehrer im Champions-League-Finale gegen den FC Bayern (0:1) noch in der Startelf von Paris St. Germain. Aber nach der Entlassung von Trainer Thomas Tuchel Ende Dezember scheint der Pfäffinger laut Informationen des Kickers beim französischen Meister unter dem neuen Coach Mauricio Pochettino keine Rolle mehr zu spielen. In der Hinrunde stand Kehrer aufgrund von Adduktorenbeschwerden und zuletzt auch wegen einer Coronavirus-Infektion in nur zehn von 20 möglichen Liga-Spielen auf dem Platz. Derzeit mehren sich die Gerüchte, dass der deutsche Nationalspieler zum FC Schalke zurückkehren könnte. Fazit: Absturz nach dem Höhenflug
Marcel Heister, Ferencvaros Budapest
Marcel Heister hat das bewegendste Halbjahr seiner Karriere hinter sich. Mit dem ungarischen Meister Ferencvaros Budapest debütierte der 28-Jährige aus Albstadt-Ebingen in der Champions League und duellierte es sich mit den Superstars Cristiano Ronaldo und Lionel Messi. Ferencvaros schied zwar mit nur einem Punkt in der Gruppenphase als Letzter aus, verkaufte sich aber teuer – auch Heister wusste als Linksverteidiger zu überzeugen, was ihm erstmals bundesweite Aufmerksamkeit als »Deutschlands unbekanntester Champions-League-Profi« (Spiegel) einbrachte. Im Team des souveränen Tabellenführers der ungarischen Liga ist der Linksfuß eine wichtige Stütze, der das Spiel mit vielen Sprints von hinten ankurbelt. Fazit: Ins Rampenlicht gespielt
Sven Schipplock, Arminia Bielefeld
Sven Schipplock ist ein Phänomen: Die wenigsten haben dem 32-Jährigen, der in den vergangenen Jahren aufgrund von Verletzungen zwischenzeitlich von der Bildfläche verschwunden war, die Bundesliga noch zugetraut. Doch »Schippo« hat es allen Kritikern gezeigt. Bei Arminia Bielefeld gehört der Routinier als Einwechselspieler Nummer eins zu den wichtigsten Spielern beim Aufsteiger. Trainer Uwe Neuhaus hat den Honauer in allen Ligaspielen eingesetzt, dreimal sogar von Anfang an. Er schätzt Schipplock als einen »Spieler in vorderster Linie, der sehr unbequem sein kann«. Der Stürmer rennt unermüdlich und scheut keinen Zweikampf, nur Torgefahr (ein Tor und zwei Vorlagen) strahlt er noch zu selten aus. Fazit: Überraschend gut
Marvin Plattenhardt, Hertha BSC
Hertha BSC läuft in der Bundesliga den eigenen Ansprüchen hinterher, die persönliche Formkurve von Marvin Plattenhardt zeigt aber leicht nach oben. Während der in Filderstadt geborene ehemalige Nationalspieler in der vergangenen Saison häufig verletzt und in ein Leistungsloch gefallen war, setzte sich der 28-Jährige Anfang November im Duell um den Stammplatz auf der Linksverteidiger-Position gegen Maximilian Mittelstadt durch. Seitdem zeigt »Platte« ordentliche Leistungen für die Berliner, mit einzelnen Ausreißern nach oben. Bitter für ihn, dass er zuletzt wegen Adduktorenbeschwerden fehlte. Fazit: Mittelmäßige Leistung
Benjamin Goller, Karlsruher SC
Nach einer Eingewöhnungszeit mit leichten Startschwierigkeiten ist Benjamin Goller beim Karlsruher SC durchgestartet. Bis Mitte Dezember musste sich der 22-Jährige, der für eine Saison vom Bundesligisten SV Werder zum badischen Zweitligisten ausgeliehen ist, noch mit der Joker-Rolle begnügen. Seit Mitte Dezember gehört Goller zum Stammpersonal – und seitdem läuft es wie geschmiert für den Rechtsaußen. Vier Tore und eine Vorlage steuerte der Holzelfinger in den vergangenen fünf Ligaspielen bei. Goller hat also großen Anteil am derzeitigen Höhenflug des KSC. Fazit: Starker Endspurt
Marvin Pieringer, Würzburger Kickers
Bis Ende Dezember war Marvin Pieringer noch die Tormaschine des SC Freiburg II in der Regionalliga Südwest. Zwölf Treffer erzielte der Metzinger in 14 Spielen – unter anderem schnürte er einen Viererpack, womit er einen Torrekord in dieser Spielklasse einstellte. Das weckte Begehrlichkeiten, mehrere Zweitligisten waren hinter Pieringer her. Den Zuschlag bekamen die Würzburger Kickers, die den Stürmer bis Saisonende ausgeliehen haben. Der Tabellenletzte setzt im Kampf um den Klassenerhalt große Hoffnungen in den 21-Jährigen. Pieringer ist direkt eine Verstärkung: Er macht zwei Spielklassen höher mit drei Treffern in drei Spielern da weiter, wo er aufgehört hat. Und Pieringer übernimmt sofort Verantwortung: Bei seinem Debüt durfte er bereits nach neun Spielminuten gegen St. Pauli zum Elfmeter antreten – und verwandelte selbstbewusst. Fazit: Ein Traum-Halbjahr
Max Besuschkow, Jahn Regensburg
Max Besuschkow ist der unverzichtbare Dauerbrenner bei Jahn Regensburg: Zwei Ligaspiele verpasste der zentrale Mittelfeldspieler in der Hinrunde wegen muskulärer Probleme, ansonsten spielte der 23-Jährige immer durch. Nachdem Besuschkow beim VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt schon als gescheitertes Talent galt, hat sich der Rottenburger mit den russisch-kasachischen Wurzeln nun endgültig im Profi-Fußball durchgebissen. Beim Jahn ist der technisch starke Mittelfeldspieler mit Zug zum Tor unumstrittener Stammspieler und Leistungsträger (drei Tore), der im Team die meisten Kilometer abspult. Da verzeiht man ihm in Regensburg auch, dass er in dieser Saison schon zweimal vom Elfmeterpunkt gescheitert ist. Fazit: Konstant gut
Mirnes Pepic, MSV Duisburg
Für Mirnes Pepic ist in dieser Halbserie fast alles schiefgelaufen, was schieflaufen kann. Nach zwei Jahren bei Hansa Rostock ist der Montenegriner, der in Pfullingen aufgewachsen ist, zum MSV Duisburg gewechselt, um den Durchmarsch in die 2. Bundesliga zu schaffen. Gleich am ersten Spieltag der 3. Liga musste der 25-Jährige Hohn und Spott über sich ergehen lassen, als er ausgerechnet gegen Hansa den Ball freistehend aus drei Metern nicht im Tor untergebracht hat. Seitdem mischt sein Ex-Club oben mit und der im Vorjahr noch knapp am Aufstieg gescheiterte MSV steckt mitten im Abstiegskampf. Daran hat Pepic allerdings kaum Schuld: Der zentrale Mittelfeldspieler stand nur dreimal auf dem Platz, weil er nach einer coronabedingten Quarantäne im Oktober seit Anfang November wegen einer hartnäckigen Oberschenkelverletzung außer Gefecht gesetzt ist. Eine Rückkehr ist noch nicht absehbar. Fazit: Eine Halbjahr zum Vergessen
Dominic Maroh, KFC Uerdingen
Dominic Maroh ist von der Bildfläche verschwunden. Der 33 Jahre alte ehemalige Bundesliga-Kicker und slowenische Nationalspieler hat aber nicht seine Karriere beendet, er wurde beim Drittligisten KFC Uerdingen im Sommer wieder einmal aussortiert. Die Krefelder, für die der Innenverteidiger seit 2018 spielt, hatten ihm einen Vereinswechsel nahegelegt. Doch Maroh blieb, schaffte es aber anders als in der vergangenen Saison nicht zurück ins Team. Stattdessen stritt sich der Nürtinger im November mit seinem Club vor Gericht, er hatte wie auch weitere KFC-Spieler aufgrund ausstehender Gehaltszahlungen geklagt. Maroh, dessen Vertrag noch bis Juni gültig ist, bekam Recht und muss nun weiterhin bezahlt werden. Rückwirkend soll er 150.000 Euro erhalten. Fazit: Tiefpunkt der Karriere. (GEA)