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Was spricht gegen abbaubare Plastiktüten im Bioabfall?

Selbst sogenannte biologisch abbaubare Folien und Tüten habe im Reutlinger Bioabfall nichts verloren. Denn der wird nicht nur kompostiert, sondern auch zu Biogas verarbeitet.

Plastiktüten im Biomüll.
Plastiktüten im Biomüll. Foto: fop
Plastiktüten im Biomüll.
Foto: fop

REUTLINGEN. Allerorten, auch in Reutlingen, mahnen Müllabfuhrbetriebe, dass kompostierbares Plastik nichts im Biomüll verloren hat. Daraus ergeben sich Fragen, die uns der Leiter der Technischen Betriebsdienste Reutlingen (TBR), Dirk Kurzschenkel, und dessen Stellvertreter, der Leiter der Abteilung Abfallwirtschaft bei den TBR, Matthias Kuster, beantworten.

Warum steht auf manchen Plastiktüten kompostierbar, wenn sie das nicht sind?

Dirk Kurzschenkel: Biologisch abbaubare Folien zersetzen sich nur unter definierten Behandlungsbedingungen, unter anderem bei vorgeschriebenen Temperaturen, und über einen langen Zeitraum hinweg. Dies passiert zudem nicht rückstandsfrei. In der Regel können sie nur bei der Kompostierung eingesetzt werden und nicht in modernen Vergärungsanlagen, in denen der Bioabfall deutlich schneller abbaut, nicht jedoch die Kunststoffbestandteile.

Dürfen sie deshalb nicht in den Biomüll?

Matthias Kuster: Aus diesen Gründen nehmen Vergärungsanlangen in Kunststofftüten verpackten Biomüll nicht an. Gleiches gilt für Obst- oder Gemüsenetze. Unabhängig, ob PE- oder sogenannte biologisch abbaubare Folie: Diese verstopfen Anlagenteile und gelangen zum Schluss in den Kompost, der als Dünger auf die Felder ausgebracht werden soll.

Warum sind diese Tüten dann nicht verboten?

Kurzschenkel: Es gibt noch Kompostanlagen für Bioabfälle, deren Betreiber solche Tüten und Folien möglicherweise zulassen. Aber Bioabfälle aus der Stadt Reutlingen werden bereits seit vielen Jahren nicht mehr nur drei bis vier Monate lang kompostiert, sondern kommen in eine Vergärungsanlage am Bodensee, in der aus dem Bioabfall wertvolles Biogas gewonnen wird.

Welche Verpackung ist stattdessen für Bioabfälle geeignet?

Kurzschenkel: Wir empfehlen, organische Abfälle in Zeitungspapier einzuwickeln, oder die kleinen Vorsortiergefäße in der Küche mit stabilen handelsüblichen Papiertüten auszukleiden. Wir sind zudem dran, eigene Papierbeutel zu entwickeln, die ab Februar an vielen städtischen Ausgabestellen und im Einzelhandel erhältlich sind. Mit Tragehenkel kann man sie erst für den Einkauf auf dem Wochenmarkt verwenden und dann für den Bioabfall.

Ist es Verbrauchern zuzumuten, dass sie dafür Geld ausgeben?

Kurzschenkel: Die angeblich kompostierbaren Plastikbeutel gibt es ja auch nicht kostenlos.

Kuster: Zehn Stück stabile Papiertüten kosten im Handel etwa 1,10 Euro. Eine 15- bis 20-Liter-Tüte reicht für den Biomüll einer ganzen Woche. Das macht dann pro Woche etwa zehn Cent. (GEA)