REUTLINGEN. Sonst ist das Weindorf der gebührende Rahmen, dieses Mal musste es ohne Weindorf gehen: Die Verleihung des Julius-Vohrer-Preises für bürgerschaftlichen Einsatz fand auf den Stufen des Naturkundemuseums statt, ohne Publikum zwar, aber doch mit ein bisschen Musik und einem guten Tropfen. Der Preis ging in diesem Jahr an Dr. Martin Sowa für die TSG Reutlingen Inklusiv. Sowa und drei TSG-Aktive nahmen den Preis aus den Händen von Stadträtin Regine Vohrer und dem Kreisverbandsvorsitzenden Reinhold Maas entgegen.
Vohrer lobte die Beharrlichkeit von Sowa und seinen Mitstreitern. Aus den Anfängen mit vier behinderten Vorschulkindern 1979 entwickelte sich eine Inklusionssportabteilung mit zurzeit 560 Mitgliedern in 65 Gruppen. Die Altersspanne reicht von drei bis 85 Jahren. Um Menschen Teilhabe zu ermöglichen, denen es in einer leistungsorientierten Sportgesellschaft sonst oft nicht möglich ist, gibt es zahlreiche Kooperationen: 21 Psychomotorikgruppen mit Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen und Bildungs- und Beratungszentren. Mit dem Frühchen-Verein läuft das Projekt »Stark wie Zwei!«; die Kooperation mit der Bruderhaus-Diakonie ermöglicht vielen Erwachsenen regelmäßigen Sport. Zusammen mit Sportkreis und Inklusionskonferenz entstanden kreisweite Angebote. Eine inklusive Fußballmannschaft der TSG beteiligt sich am Fußballturnier in Hoffenheim.
Auch im Bereich der Mitentscheidung und Mitarbeit geht Sowas Team neue Wege: Mit dem Projekt Heroes (»Heimstarke Ehrenamtliche rocken organisierten ehrlichen Sport«) wurden ein Dutzend Menschen mit Handicap in Verantwortungsbereiche der Abteilung einbezogen. 2022 findet in Reutlingen die Deutsche Fußballmeisterschaft für Menschen mit mentaler Beeinträchtigung statt.
Der Preis wurde zum siebten Male vom Stadtverband der Freien Demokraten und von der FDP-Gemeinderatsfraktion vergeben und ist mit 1 000 Euro dotiert. Er erinnert an das »vorbildliche Engagement unseres verstorbenen Kreis- und Stadtrates Julius Vohrer«, heißt es in der Verleihungsurkunde. (co)