REUTLINGEN. Die Entscheidung der Robert Bosch GmbH, weiter in den Standort zu investieren – unter anderem in ein neues Entwicklungszentrum – und somit Arbeitsplätze nicht nur zu sichern, sondern auch zu schaffen, stieß im Gemeinderat am Mittwochabend auf breite Zustimmung. Umso mehr, als Bosch und die Stadt Reutlingen sich auf den Abschluss eines städtebaulichen Grundvertrags verständigt haben, der die Öffnung von Teilen des Werksgeländes ebenso vorsieht wie perspektivisch die Nutzung der Parkplätze östlich der Bantlinstraße für Wohnungsbau und/oder Gewerbe. Wie gestern berichtet, sprach Oberbürgermeister Thomas Keck von einer »historischen Chance für die nachhaltige Entwicklung unserer Stadt«.
Entsprechend wohlwollend bis euphorischen fielen die Reaktionen der Gemeinderatsfraktionen aus, die allesamt Vertreter in die »interdisziplinäre Ideenwerkstatt« zum Thema »Neuer Stadtraum Bantlinstraße« entsandt hatten, aus der heraus der am Mittwoch präsentierte Masterplan entwickelt wurde.
Ulrike Hotz sei Dank
So empfand es Gabriele Janz von den Grünen und Unabhängigen »in der heutigen Zeit als Lichtblick«, dass die Weltfirma Bosch Reutlingen weiterhin im Fokus habe und den Standort ausbaue. Auch für die sogenannte Tübinger Vorstadt sei das Entwicklungskonzept, wenn es denn umgesetzt wird, ein Gewinn. Die Werkstattgespräche seien sehr konstruktiv gewesen, resümierte die Fraktionssprecherin und dankte Ulrike Hotz, die – damals Reutlinger Baubürgermeisterin – dieses Vorgehen ermöglicht habe.
Als »beispielhaft« bezeichnete Gabriele Gaiser, die Vorsitzende der CDU-Fraktion, die anvisierte Innen-Entwicklung. Die Ideenwerkstatt sei das »interessanteste Verfahren« gewesen, das sie in 23 Jahren Kommunalpolitik erlebt habe. Als Chance empfinde sie, dass die Reutlinger nach der Umsetzung des Konzepts »in das Gelände der Firma Bosch reinkommen und dass Bosch rauskommt«. Es sei eine Vision für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre, die die Stadt brauche.
SPD-Sprecher Helmut Treutlein signalisierte das Wohlwollen seiner Fraktion – es handle sich um eine gemeinsame Entwicklung auf Augenhöhe. Künftig gehe es um ein Miteinander statt eines Nebeneinanders. Gefallen finde das erhoffte Parkkonzept, das es ermöglichen soll, die jetzt von Bosch-Mitarbeitern genutzten Abstellflächen für andere, bessere Zwecke nutzen zu können. Als eine »Investition in die Zukunft, die Bosch und die Stadt betrifft«, wertete Jürgen Fuchs das Entwicklungsprojekt. Der FWV-Chef sagte, seiner Fraktion gehe es nun darum, dass die Verwirklichung rasch beginne. »Wer in diesen düstern Zeiten den Mut hat, das umzusetzen, gehört doppelt gelobt.«
Kein Widerspruch kam dieses Mal von der AfD-Fraktion – im Gegenteil: Ingo Reetzke bezeichnete die Perspektive als fantastisch. Das Entwicklungskonzept sei ein echtes Pfund für die Zukunft des Standorts Reutlingen, er wünsche bei der Umsetzung »viel Glück« und: »hoffentlich geht’s schnell«.
Die WiR-Fraktion freue sich sehr über die »ganz klare Standortzusage« des Bosch-Konzerns, sagte deren Vorsitzender Professor Dr. Dr. h.c. Jürgen Straub – das Ganze sei wie ein Sechser im Lotto für die Reutlinger Stadtentwicklung, die Weststadt werde dadurch immens aufgewertet. »Bosch wächst in die Stadt hinein, und die Stadt wirkt durch das Bosch-Areal hindurch«, freute sich
FDP-Stadträtin Regine Vohrer – auch wenn es »locker noch zehn Jahre dauern« könne, bis es so weit ist. Überlegt werden müsse, ob der Festplatz Bösmannsäcker »an dieser Stelle noch Sinn macht, oder ob er verlegt werden sollte«. Im Entwurf der AIG Planungs- und Ingenieurgesellschaft mbH, Stuttgart, der der weiteren Entwicklung des Gesamtareals zugrunde gelegt werden soll, ist eine Verlegung des Festplatzes zumindest angedacht.
Rüdiger Weckmann von der Linken Liste freut sich unter anderem darüber, dass die Bantlinstraße zum Boulevard und die Tübinger Straße ein »Shared Space« werden soll. (GEA)