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Hochwasserschutz in Betzingen »angebaggert«

Sechs Millionen Euro für den Hochwasserschutz. Baggerbiss im Betzinger »Goosgarten« zur naturnahen Umgestaltung der Echaz und gegen Starkregen

Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck freute sich gestern, in Betzingen im Bereich »Goosgarten« mit seinem Baggerbiss den St
Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck freute sich, in Betzingen im Bereich »Goosgarten« mit seinem Baggerbiss den Startschuss für einen weiteren Teil der Hochwasserschutzmaßnahmen an der Echaz vollzogen zu haben (Archivfoto). Foto: Norbert Leister
Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck freute sich, in Betzingen im Bereich »Goosgarten« mit seinem Baggerbiss den Startschuss für einen weiteren Teil der Hochwasserschutzmaßnahmen an der Echaz vollzogen zu haben (Archivfoto).
Foto: Norbert Leister

REUTLINGEN-BETZINGEN. Der zweite von sechs Bausteinen zum Hochwasserschutz in Betzingen ist gestern im Gebiet »Goosgarten« angepackt worden. Der Bereich zwischen der alten Hoffmannschule und der Wernerschen Mühle ist ab sofort Baustelle und wird »naturnah umgestaltet«, sagte Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck.

Heimgesucht wurde die größte Teilgemeinde der Achalmstadt vor allem in den Jahren 2002, 2013 und 2016 von sogenannten »Starkregenereignissen«. So lautet der offizielle Titel von Hochwasser, das die Gemeinde immer wieder bedroht – und dabei nach Worten von Bezirksbürgermeister Friedemann Rupp nicht nur Betzinger Straßen, sondern auch so manchen Keller flutet.

»Hin zu einem hochwassersicheren Betzingen«

»Im Juni 2018 haben wir beim letzten Starkregen noch schnell das Rathaus gesichert«, erinnerte sich Keck an das letzte Hochwasser. Damals war er noch Bezirksbürgermeister von Betzingen, jetzt durfte er den Bagger bedienen und den symbolischen ersten Biss in dem neuen Baugebiet vollziehen. So manch spottende Bemerkung aus dem Publikum begleitete ihn dabei: »Der erste OB mit Biss«, frotzelte einer. Eine andere meinte: »Ein Stadtoberhaupt mit Tiefgang«.

Wesentlicher Teil der Hochwasserschutzmaßnahmen wird die Schaffung eines Retentionsraums sein – also einer Fläche, in die sich bei Starkregen das überschüssige Wasser ausbreiten kann. »Und wenn die Engstelle hinter dem Rathaus beseitigt ist, wird mit allen sechs Hochwasserschutzmaßnahmen die Echaz einen ein Meter tieferen Wasserspiegel haben«, betonte Friedemann Rupp. Dann dürfte kein Starkregen mehr die Kommune bedrohen. »Aber hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht«, schränkte Thomas Keck ein.

Ziel sei dennoch, dass künftig vor allem die Steinachstraße und die Mühlstraße »trocken bleiben«, wie es Rupp ausdrückte. Alle sechs Maßnahmen zusammen werden neun Millionen Euro kosten, die Neugestaltung des »Goosgartens« wird mit rund 2,1 Millionen beziffert – wobei sich das Land mit 650 000 Euro beteiligt.

Schon bisher wurde in ganz Reutlingen eine Menge an Hochwasserschutzmaßnahmen durchgeführt, wie Keck berichtete. Dafür seien insgesamt mehr als 37 Millionen Euro investiert worden. Ein »Masterplan Echaz« wurde aufgestellt, ebenso »ganzheitliche Konzepte zwischen der Dieselstraße und der Straße Im Wasen«, so Keck. »Die Echaz soll so entwickelt werden, damit bei einem hundertjährigen Hochwasser keine bebauten Uferbereiche mehr geflutet werden.«

Bezirksbürgermeister Friedemann Rupp betonte: »Das ist ein guter Tag für Betzingen, jetzt geht es endlich los, wir haben seit Jahrzehnten auf diesen Moment gewartet.« Jedoch verwies der Ortsvorsteher auch auf diejenigen Betzinger, die Teile ihrer Grundstücke an der Echaz für den Hochwasserschutz hergeben mussten – »und die nicht ganz so begeistert sind wie ich«.

Dennoch sei der Baggerbiss, den Thomas Keck gestern vornahm, ein weiterer Schritt »hin zu einem hochwassersicheren Betzingen«, so Rupp. Allerdings soll mit der Umgestaltung des »Goosgartens« nicht nur eine Retentionsfläche für den Fall von Starkregen geschaffen, sondern »die Echaz auch ökologisch aufgewertet werden«. Gleichzeitig sei beabsichtigt, eine »neue grüne Achse in Betzingen zu schaffen«, betonte Friedemann Rupp. Vollendet sein soll das Gesamtkonzept im Jahr 2025. (GEA)