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Olgahöhle in Honau feiert 2025 dreifaches Jubiläum

Johann Ziegler ist es zu verdanken, dass die 1874 in einem Honauer Steinbruch entdeckte Olgahöhle erhalten blieb. Heute zieht die erste elektrifizierte Schauhöhle Deutschlands jährlich rund 2.500 Besucher an.

Eine historische Postkarte zeigt den Höhleneingang und Zieglers Gaststätte.
Eine historische Postkarte zeigt den Höhleneingang und Zieglers Gaststätte. Foto: Gabriele Böhm
Eine historische Postkarte zeigt den Höhleneingang und Zieglers Gaststätte.
Foto: Gabriele Böhm

LICHTENSTEIN-HONAU. Stolz und mit viel Selbstbewusstsein blickt er einem auf einem Foto entgegen, der weißbärtige, großgewachsene Johann Ziegler. Vor 150 Jahren entdeckte er die Olgahöhle und machte sie der Öffentlichkeit zugänglich. 1884 war sie die erste elektrisch beleuchtete Schauhöhle Deutschlands. Heute sind es jährlich um die 2.500 Gäste aus aller Welt, die die Höhle besuchen. Grund genug für den Albverein und die Höhlenforschungsgruppe Pfullingen, beim Olgahöhlenfest am 19. Juni 2025 das große Jubiläum zu feiern. Doch schon jetzt beginnen Walter Saur, Frank Schüler und Thomas Biffart, die Informationen für eine Ausstellung zusammenzutragen. Vor Kurzem bekamen sie Hilfe von Alexander Ziegler (66) aus Offenhausen, einem von 14 Urenkeln des Pioniers.

Kümmern sich um das Olgahöhlenjubiläum (von links): Frank Schüler, Thomas Biffart, Alexander Ziegler und Walter Saur.
Kümmern sich um das Olgahöhlenjubiläum (von links): Frank Schüler, Thomas Biffart, Alexander Ziegler und Walter Saur. Foto: Gabriele Böhm
Kümmern sich um das Olgahöhlenjubiläum (von links): Frank Schüler, Thomas Biffart, Alexander Ziegler und Walter Saur.
Foto: Gabriele Böhm

Johann Ziegler wurde 1849 in Ulm geboren. Seine Mutter trat eine Stellung auf Schloss Lichtenstein an, wo Johann aufwuchs. Schlossverwalter Johann Gottlob Strohbach wurde sein Stiefvater. »Eines Tages kaufte er sich in Honau als Miteigentümer des Steinbruchs Stahlecker ein«, berichtet Alexander Ziegler. Der Honauer Kalktuff war sehr begehrt und sorgte für Reichtum im Ort.

Kein Wunder also, dass Strohbach nicht begeistert war, als Arbeiter in seinem Steinbruch eine Höhle entdeckten. Es klang, »wie wenn's do onta hohl wär'«, lautet der berühmte Satz, der alles ins Rollen brachte. Man stieg hinunter und entdeckte eine Märchenwelt. Ganz Honau war begeistert von der Höhle mit ihren »Blumenkohlgebilden«. Sie sei sogar noch eindrucksvoller als die Nebelhöhle, hieß es.

Stolz und entschlossen präsentiert sich Johann Ziegler im Atelier dem Fotografen.
Stolz und entschlossen präsentiert sich Johann Ziegler im Atelier dem Fotografen. Foto: Gabriele Böhm
Stolz und entschlossen präsentiert sich Johann Ziegler im Atelier dem Fotografen.
Foto: Gabriele Böhm

Die Olgahöhle, rund 10.000 Jahre alt und damit viel jünger als die aus dem Kalk gewaschenen übrigen Höhlen der Alb, hat eine ganz andere Entstehungsgeschichte. Der Hohlraum bildete sich, so Franz Schüler, an einem uralten Wasserfall der Echaz. »An der Sturzkante entstand ein Kalküberhang, der in rund 2.000 Jahren nach und nach mit den Ablagerungen unter dem Wasserfall zusammenwuchs.« Da die Olgahöhle lange offen lag, bildeten sich Algen, an denen sich Kalk ablagerte: Der typische Blumenkohlsinter entstand. Tropfsteine habe es auch gegeben, doch Besucher hätten sich leider einen Spaß daraus gemacht, sie herunterzuschlagen.

Im Gegensatz zu seinem Stiefvater erkannte Johann Ziegler die Besonderheit der Höhle und sorgte für ihre Erhaltung durch eine regelrechte Erpressung. »Mein Urgroßvater drohte, sich zum Militär nach Stuttgart zu verpflichten, wenn die Höhle zerstört würde«, so der Urenkel. Strohbach gab nach und Ziegler schuftete über Monate daran, den Sand herauszutragen, einen Eingang zu graben und eine zweite Halle zugänglich zu machen. Am Pfingstmontag 1875 wurde die Olgahöhle als beleuchtete Schauhöhle eröffnet. Johann Ziegler hatte die Württembergische Königin Olga gebeten, die Höhle nach ihr benennen zu dürfen. Die Erlaubnis hing lange Zeit am Höhleneingang.

Ein Fest an der Olgahöhle auf einem Foto von 1898. Darüber thront Schloss Lichtenstein.
Ein Fest an der Olgahöhle auf einem Foto von 1898. Darüber thront Schloss Lichtenstein. Foto: Gabriele Böhm
Ein Fest an der Olgahöhle auf einem Foto von 1898. Darüber thront Schloss Lichtenstein.
Foto: Gabriele Böhm

Auch ein Einstiegshaus wurde gebaut, das Deutschlands größte Tuffsteinhöhle bequem erreichbar machte. Es wurde in den 1970er-Jahren abgebrochen, doch 2013 nach einem historischen Foto wieder aufgebaut. 1892 musste wegen der vielen Besucher ein vergrößerter Eingang, der heutige, gegraben werden.

Dabei hatten die Gäste auch an der elektrischen Beleuchtung großes Interesse, die es in Privathaushalten erst ab 1903 gab. In der Höhle hatte sie aber schon 1884 die Kerzen an den Wänden ersetzt. Die eisernen Kerzenhalter und die alten Porzellan-Isolatoren faszinieren viele Besucher bis heute. Auch die Echaztalbahn, die Zahnradbahn und Schloss Lichtenstein sorgten für einen frühen Tourismus-Boom in Honau.

Bis heute fasziniert die historische Höhlenbeleuchtung die Besucher.
Bis heute fasziniert die historische Höhlenbeleuchtung die Besucher. Foto: Gabriele Böhm
Bis heute fasziniert die historische Höhlenbeleuchtung die Besucher.
Foto: Gabriele Böhm

Strohbach verlegte seinen Steinbruch auf die andere Echazseite. Es ist nicht überliefert, doch er dürfte dennoch beeindruckt gewesen sein von seinem Stiefsohn, der bald ein Gasthaus, dann ein Hotel und sogar einen Kinderspielplatz errichtete. Für die Kinder versteckte Ziegler Ostereier in der Höhle, eine Tradition, die vor kurzem wieder aufgegriffen wurde. Das Gasthaus nutzte die Höhle zum Kühlen. Im Zweiten Weltkrieg diente sie als Luftschutzbunker und danach als Kartoffelkeller des Kreises Reutlingen. Erst 1972 war der Schaubetrieb wieder möglich.

Ein Gast früherer Tage, Wilhelm Bernhardt, rühmte Ziegler in einem Gedicht. Er habe guten Wein, sei sehr unterhaltsam und habe Höhlengebilden originelle Namen gegeben: Da gab es einen Wagner und einen Bismarck und sogar den beachtlichen »Hintern eines bayerischen Waschweibs«. Was tatsächlich einmal den Unmut einer Reisegruppe aus Bayern hervorrief.

Familientreffen am kommenden Sonntag

Zum 100. Geburtstag der Höhle verfasste Lore Ziegler, die Johanns Enkel geheiratet hatte, ein weiteres Gedicht über die Elektrifizierung der Höhle. Beide Werke werden bei der Feier zu sehen sein. Ziegler war übrigens auch Vorsitzender des Verschönerungsvereins, der erste Honauer Albvereins-Vorsitzende, er regte Rudolf Lorenz an, die Lichtensteinfestspiele auszurichten, war Mitglied des Militärvereins, Feuerwehrkommandant und Mitbegründer des Turn- und Sportvereins. »Am kommenden Sonntag treffen sich rund 20 Mitglieder unserer Familie und stoßen mit einem Gläschen Sekt auf unseren Urahn an«, erzählt Alexander Ziegler.

Unterdessen hat sich die Olgahöhle, an der jährlich an Fronleichnam das Olgahöhlenfest stattfindet, weiter verbessert. Ausschließlich über Spenden wurden eine WC-Anlage, eine neue Notstromversorgung und eine feuchtigkeitsresistente Beleuchtung finanziert. »Höhli«, der Höhlenzwerg, und die »Echaznixe« freuen sich immer über reichlich Besuch. (GEA)