Johannes Schief: Ich bin immer noch sehr froh über meine Entscheidung und habe sie keineswegs bereut. Es war immer mein Wunsch, den ich mir gerade erfülle.
Früher war Volleyball für Dich ein Hobby. Jetzt ist es für Dich zu einem »Beruf« geworden. Gibt es für Dich Unterschiede? Wie fühlt es sich an, Profisportler zu sein? //
Schief: Der größte Unterschied ist natürlich die Anzahl und die Intensität des Trainings. Plötzlich waren es keine vier bis fünf Trainings in der Woche mehr, sondern zwei Trainingseinheiten pro Tag plus Krafttraining, die noch dazu kommen. Außerdem ist alles viel zielstrebiger als zuvor. Man muss immer 100 Prozent geben, um sich weiterzuentwickeln und dem Team zu helfen. Man merkt, dass es um was geht und nicht mehr nur das Hobby ist. Trotzdem macht es aber immer noch genau gleich viel Spaß. Es ist immer noch mein Hobby, das ich jetzt eben professionell und deutlich intensiver betreibe. Durch das Profisportler-Sein hat sich grundsätzlich überhaupt nichts in meinem Leben verändert. Außer das viele Training und dass ich an Wochenenden vor vollen Hallen Volleyball spiele, was ein unbeschreiblich gutes Gefühl ist. Ab und an wird man noch in der Stadt oder beim Einkaufen von Leuten angesprochen. Es war immer mein Wunsch, einmal Profisportler zu sein, es ist, wie ich es mir vorgestellt habe, und macht mir unglaublich viel Spaß.
»Es ist ein unbeschreiblich gutes Gefühl«Hast Du Dir schon Gedanken darüber gemacht, was im Anschluss an diese Saison sein wird?
Schief: Gedanken habe ich mir gemacht, aber ich probiere von Tag zu Tag zu denken und mich erst mal voll darauf zu konzentrieren, immer besser zu werden und erfolgreich mit dem Team die Saison abzuschließen. Aber im Anschluss wird nach einer kleinen Pause auf jeden Fall wieder fleißig trainiert. Wann ich mit meinem Studium beginne, weiß ich noch nicht.
Wie viel Einsätze hattest Du in den vergangenen Spielen, und was erwartest Du Dir für den Rest dieser Saison?
Schief: Ich hatte in dieser Saison bis jetzt zwei Kurzeinsätze. Einen im Pokalspiel gegen Solingen und den anderen gegen Herrsching in der Bundesliga. Bis jetzt bin ich sehr zufrieden, weil ich eigentlich nicht damit gerechnet habe, dass ich in der noch jungen Saison zu Einsatzzeiten komme. Das Wichtigste für mich aber ist, dass ich mich persönlich immer weiterentwickle und an das Niveau des Teams anschließe. Trotzdem wäre es natürlich klasse, das ein oder andere Mal noch auf dem Feld stehen zu dürfen. Das wünscht sich jeder Profisportler.
Wie fühlt es sich an, in einer Arena vor etwa 2 000 Zuschauern – im »Tollhaus der Liga« – anzutreten?
Schief: Es ist ein unbeschreiblich gutes Gefühl, das man einem Außenstehenden vermutlich nicht erklären kann. Es kribbelt, wenn man einläuft oder vor einer tobenden Menge und vor allem vor heimischem Publikum zum Einsatz kommt.
Ein Teil Deiner Aufgabe ist es auch, eine Jugendmannschaft (U18) zu betreuen. Zusätzlich trainierst und spielst Du selbst im Landesligateam des TVR. Gibt es da nicht immer wieder terminliche Überschneidungen? Absolvierst Du auch noch eine Trainerausbildung?
Schief: Das ist richtig. Da ich bei den Profis nicht so viel zum Zuge kommen werde, spiele ich auch noch in der »Herren 3« des TVR. Hier heißt es für mich spielen, spielen, spielen, um Spielpraxis zu sammeln und mich weiterzuentwickeln. Ich trainiere aber hauptsächlich beim Bundesligateam und einmal die Woche bei der »Herren 3«. Sollte es sich überschneiden, haben die Spiele der »Herren 3« aber meistens Priorität. Eigentlich gibt es so gut wie keine Überschneidungen, was für mich natürlich super geschickt ist. Ab und zu überschneidet sich nur einer meiner Spieltage mit den Spieltagen der Jugendmannschaft, die ich nebenher trainiere. Bisher ist da immer ein Ersatz für mich eingesprungen und es gab noch nie Komplikationen. Eine Trainerausbildung habe ich keine gemacht. Ich probiere einfach, mein Wissen und meine Erfahrungen weiterzugeben.
Vielen Dank für dieses aufschlussreiche Interview! (ZmS)
Simon Sturm und Sebastian Kießling, BZN Reutlingen, Klasse 9a