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Millionen für Sprachförderung: Grün-Schwarz beschließt Paket

Seit Monaten arbeitet die Koalition an einem Sprachförderpaket für den frühkindlichen Bereich. Nun hat sich Grün-Schwarz geeinigt - und will viel Geld investieren.

Grundschule
Schüler arbeiten an Aufgaben in einer vierten Klasse in einer Grundschule in Stuttgart. Foto: Bernd Weißbrod/DPA
Schüler arbeiten an Aufgaben in einer vierten Klasse in einer Grundschule in Stuttgart.
Foto: Bernd Weißbrod/DPA

Die Regierungsfraktionen von Grünen und CDU haben den Weg für ein Programm zur Sprachförderung an Kitas und Grundschulen in Baden-Württemberg freigemacht. Die Fraktionen hätten das Paket in einer gemeinsamen Sitzung beschlossen, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Dienstag in Stuttgart im Anschluss an die Sitzung. Das Paket sei das wichtigste bildungspolitische Vorhaben dieser Legislaturperiode. »Und sicher eines der wichtigsten Projekte überhaupt in der Koalition«, sagte Kretschmann.

Für das Programm geht die Koalition im kommenden Doppelhaushalt von Kosten in Höhe von 100 Millionen Euro pro Jahr aus. Im Beschuss der Fraktionen heißt es, man werde die notwendigen Ressourcen bereitstellen. Das Paket soll in den kommenden Jahren Schritt für Schritt umgesetzt werden. Erste Maßnahmen sollen dem Konzept zufolge im kommenden Schuljahr greifen. Der Endausbau ist demnach für das Jahr 2028/2029 vorgesehen.

Mit dem Paket sollen Kinder mit Sprachproblemen frühzeitig gefördert werden. So sollen Kinder bereits im Jahr vor der Einschulung eine verpflichtende Sprachförderung von vier Stunden pro Woche erhalten, sofern bei ihrer Einschulungsuntersuchung ein Förderbedarf festgestellt wurde. Sprechen die Kinder danach noch immer nicht ausreichend Deutsch, um eine Grundschule besuchen zu können, sind ab dem Schuljahr 2026/2027 sogenannte Juniorklassen vorgesehen. Darüber hinaus plant die Koalition zusätzliche Sprachförderstunden in den ersten und zweiten Klassen.

Fast ein Drittel der Kinder habe vor dem Schulanfang einen intensiven Sprachförderbedarf, sagte Kretschmann. »Wenn diese erst im Laufe der Grundschule angegangen werden, ist es oft zu spät.« Man lege den Fokus deswegen auf den Übergang zwischen Kita und Schule und setze schon vor der Schulpflicht mit verpflichtenden Maßnahmen an. »Das ist ein Paradigmenwechsel«, so Kretschmann.

In den Kitas soll dem Konzept zufolge die »alltagsintegrierte Sprachbildung und Sprachförderung« gestärkt werden. Ziel sei, die Zahl der Kinder mit Sprachförderbedarf zu reduzieren. Dafür sollen bis 2028 300 Fachberaterinnen und Fachberater eingestellt werden.

In den Grundschulen will die Koalition außerdem das Programm »Lernen mit Rückenwind« fortsetzen. Mit dem Programm, das seit November 2021 läuft, soll Kindern und Jugendlichen geholfen werden, Corona-Folgen und Lernlücken zu bewältigen. Arbeitslose Lehrer, Pensionäre, Lehrkräfte in Elternzeit oder beurlaubte Pädagogen werden ebenso eingesetzt wie Lehramtsstudierende, Sozialpädagogen und Erzieherinnen. Künftig soll das Programm vor allem die gezielte Förderung von Basiskompetenzen im Blick haben. Zudem soll der Einsatz sogenannter multiprofessioneller Teams an Grundschulen ausgeweitet werden. Gemeint ist damit die Mitarbeit von etwa Sozialpädagogen, Logopäden oder Ergotherapeuten.

Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) sprach von einem wichtigen Tag für die Schüler in Baden-Württemberg. Man habe nun ein gemeinsames Bekenntnis den Schwerpunkt der Politik auf den Bildungseinstieg zu legen. Dafür sei sie sehr dankbar.

CDU-Fraktionschef Manuel Hagel sagte, mit dem Paket schaffe man mehr Qualität in der frühkindlichen Bildung, mehr Chancengleichheit und ermögliche mehr Teilhabe. Nur wer die Sprache beherrsche, beherrsche auch die anderen Fächer in der Schule, sagte Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz. »Wenn es darum geht, wieder an die Spitze zu kommen, dann legt das Verstehen der deutschen Sprache eine wesentliche Grundlage.«

Mit dem Sprachförderpaket reagiert die Landesregierung auf deutliche Leistungseinbrüche bei Grundschülern. Bildungsstudien hatten in den vergangenen Jahren gezeigt, dass es mit den Leistungen in vielen Kernfächern bergab geht. Im Jahr 2022 zeigten das die schlechten Testergebnisse bei Viertklässlern in Mathe und Deutsch: Fast jedes fünfte Kind schaffte die Mindeststandards in den zwei Fächern nicht. Und auch der Anteil der starken Schülerinnen und Schüler, die den Regelstandard in Deutsch und Mathematik schaffen oder übertreffen, sank.

© dpa-infocom, dpa:240423-99-780208/3